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Schwarze deutsche Lyrik als transmediale Netz_Werke lesen. Überlegungen zu Poetiken und Politiken der (Im)Mobilität und Relationalität

Portrait Sackl
Claudia Sackl

“Schwarze deutsche Lyrik als transmediale Netz_Werke lesen. Überlegungen zu Poetiken und Politiken der (Im)Mobilität und Relationalität” – Claudia Sackl (U Zurich)

Round Table, 21 January 2025, U Bremen SFG 1020

A guest lecture by Claudia Sackl from U Zurich on “Reading Black German Poetry as Transmedial Net_Works”

Blicken wir auf gegenwärtige Literaturen – und insbesondere auf Lyrik – aus der afrikanischen Diaspora in Deutschland, wird erkennbar, dass Autorinnen wie Stefanie-Lahya Aukongo, Bahati, Philipp Khabo Koepsell, MaSeHo, Olumide Popoola oder SchwarzRund nicht nur traditionelle Formen gedruckter Literatur produzieren, sondern ihre poetischen Werke (1) in unterschiedlichen medialen und transmedialen Formen (z. B. als skripturale, gesprochene akustische oder audiovisuelle Texte), (2) jenseits etablierter institutioneller Rahmenbedingungen (z. B. im Selbstverlag und häufig auf digitalen und Social-Media-Plattformen wie Instagram, YouTube, Blogs oder Künstlerinnen-Websites) sowie (3) in mehreren verschiedenen Versionen bzw. Variationen veröffentlichen. Darüber hinaus zeichnen sich ihre Texte durch Bewegungen zwischen verschiedenen Sprachen aus, wobei Deutsch und Englisch eine zentrale Rolle einnehmen.

Der Vortrag untersucht, inwiefern zeitgenössische Schwarze deutsche Lyrik – eine Bezeichnung, die ebenfalls selbst hinterfragt werden soll – durch interdependente Strukturen der Mobilität und Immobilität geprägt ist und wie sich diese in den Texten auf sprachlicher und medialer Ebene manifestieren. Mithilfe der in den Mobility Studies entwickelten New-Mobilities-Perspektive und deren Grundannahme, dass bestimmte Formen der Mobilität stets an bestimmte Immobilitäten gebunden sind bzw. erst durch diese ermöglicht werden, werden die komplexen Bewegungen der Texte in den Blick genommen und deren poetische, mediale und materielle Affordanzen hinsichtlich der dominanten Macht- und Wissensstrukturen im literarischen Feld erkundet. Dabei soll gezeigt werden, wie Schwarze deutsche Lyrik ein konventionelles Verständnis von Originalität ebenso infrage stellt wie etablierte Vorstellungen davon, was ein poetisches ‚Werk’ ausmacht – zugunsten einer dezentralen, rhizomatischen Netz_Werkstruktur, die zwar zeitlich, aber nicht hierarchisch, sondern vielmehr dialogisch und dynamisch organisiert ist.

Claudia Sackl, MA, ist wissenschaftliche Assistentin am ISEK – Populäre Kulturen an der Universität Zürich und Lehrbeauftragte am Institut für Germanistik der Universität Wien. In ihrem Promotionsprojekt beschäftigt sie sich mit afrodiasporischen Gegenwartsliteraturen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Neben ihrem Studium der Germanistik und Anglistik an der Universität Wien war sie auch in der Erwachsenenbildung tätig, wo sie unter anderem mehrere Fernkurse für Literatur herausgegeben hat.